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Und wo eine Leidenschaft ist, ergibt sich bekanntlich auch ein kleines Geschäft. 18 bei der Stadt akkreditierte Kleinunternehmer sorgen sich um das Wohl des staubigen Federviehs und verkaufen in grossen Tüten Maiskörner, die reissenden Absatz finden. Und so lassen sich die Leute denn die Körner aus dem Mund picken und sind ganz glücklich, wenn ihnen mehr als eine Taube in den Haaren wühlt.
Man weiss von unseren Taubenmüttern, dass gutes Futterangebot die Nachkommenschaft fördert. Deshalb war eine erste Massnahme der Stadtbehörden, die Souvenirverkäufer von Venedig zu kontingentieren, da es früher viel mehr von ihnen gab. Das war schon eine verwaltungstechnische Meisterleistung, denn die waren gar nicht bereit, bei so guten Geschäften das Feld einfach zu räumen. Nur das schlaue Argument, sie verschandelten mit ihren Ständen den Anblick der hehren Gebäude, hatte Wirkung, da sich alle Venezianer der Abhängigkeit von ihrem kunsthistorischen Schätzen bewusst sind.
Der oben genannte Bericht wurde jetzt nach Rom geschickt, weil man sich wohl erhofft, dass man damit die Lobby der Maisverkäufer umgehen könne und dort ein Machtwort gesprochen werde.
Andere behelfen sich mit weit raffinierteren Methoden. Die Scuola die San Rocco in unserer Nachbarschaft hat das ganze Gebäude mit elektrisch geladenen Drähten überzogen, an die sich bisher erst einige ganz besonders fitte Tauben gewöhnt ha-
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